Während der Día de los Muertos füllt sich Mexiko mit Blumen, Kerzen, Altären – und mit Figuren, die kaum zu übersehen sind: Catrinas in überlebensgroßem Format. In Städten wie Atlixco wachsen sie zu wahren Riesen heran – mehrere Meter hoch, aufwendig geschmückt, in leuchtenden Farben.
Doch diese Größenverhältnisse sind kein Zufall. Hinter den monumentalen Gestalten steckt mehr als festliche Dekoration.
Der Tod soll sichtbar bleiben
Die Catrina – ursprünglich eine feine Dame mit Totenschädel – war von Anfang an eine Figur mit Bedeutung. Ihr Ursprung geht auf die satirischen Zeichnungen von José Guadalupe Posada zurück. Sie karikierte die mexikanische Oberschicht, die in ihrer Europäisierung sogar den Tod mit feinem Hut tragen wollte.
Dass sie heute in riesiger Form durch Straßen und Plätze zieht, ist Teil einer modernen Interpretation. Die Größe ist Symbol – für das, was nicht übersehen werden darf. Der Tod ist sichtbar. Nicht versteckt, nicht tabubehaftet, sondern mitten im Leben. Die großen Catrinas erinnern daran, dass das Erinnern selbst Raum braucht – und Gewicht.

Erinnern heißt: Platz schaffen
In Städten wie Atlixco, bekannt für seine spektakulären Día-de-los-Muertos-Installationen, stehen die Catrinas nicht einfach nur da. Sie werden fotografiert, bestaunt, inszeniert. In ihrer Größe liegt ein kollektives Gedächtnis – ein öffentlicher Raum für Erinnerung und Auseinandersetzung. Wer durch die Straßen geht, sieht nicht nur bunte Figuren, sondern Ausdruck einer Haltung: Der Tod ist Teil der Gesellschaft – nicht ihr Ende, sondern ihr Spiegel.
Zwischen Satire und Selbstbild
Catrinas sind mehr als Skelettfiguren. Sie tragen Kleider, Schmuck, Hüte – sie lächeln, tanzen, flirten. In ihrer Darstellung schwingt immer ein Ton von Ironie mit. Auch in monumentaler Form bleiben sie verspielt. Die Größe unterstreicht dabei nicht nur ihre Präsenz, sondern auch ihre Doppeldeutigkeit.
Humor, Satire, Überzeichnung – all das gehört zur mexikanischen Art, mit dem Tod umzugehen. Eine große Catrina ist keine Drohung. Sie ist eine Einladung zur Auseinandersetzung, oft mit einem Augenzwinkern. Vielleicht ist sie deshalb so beliebt: Weil sie das Schwere leicht macht, ohne es zu leugnen.
Giganten der Erinnerung
Die überdimensionalen Catrinas sind mehr als Festfiguren. Sie sind kulturelle Statements. Mahnmale und Masken zugleich. In ihrer Größe steckt eine Botschaft: Erinnerung darf laut sein, bunt, überlebensgroß. Wer den Tod feiert, verdrängt ihn nicht – sondern integriert ihn ins Leben.
Erleben Sie den Día de los muertos selbst!